Gerhard Schubert (links) mit Peter-Jochen Schott (Deutsches Verpackungs-Museum, rechts)

Wir gedenken des Mitbegründers unserer Institution: Gerhard Schubert (1938–2023)


Am 4. Juli 2023 ist mit Gerhard Schubert (1938–2023) einer der einflussreichsten Unternehmer der deutschen Verpackungsindustrie der Nachkriegszeit verstorben. Er wurde 84 Jahre alt. Schubert gehörte zum kleinen Kreis der Führungsfiguren, welche die Idee eines Museums für Verpackungen bewegte. Mit seinem Privatflugzeug flog der leidenschaftliche Hobby-Pilot die überschaubare Gruppe von fünf oder sechs weiteren Mitstreitern durch ganz Deutschland: immer auf der Suche nach einem passenden Standort für das Museum. Folgerichtig wurde sein Unternehmen eines der ersten Mitgliedsunternehmen des neu gegründeten Fördervereins und auch des Kuratoriums, das die Mittel für die Immobilie herbeischaffen sollte.

 

Gerhard Schubert war ein Mann, der nicht nur die Fähigkeit besaß, visionär in die Zukunft zu blicken, sondern der zugleich in seiner ihm eigenen bodenständigen Art nie den Zusammenhang mit der Vergangenheit und den Traditionen seiner Zunft verlor. So wurde ein „First mover“, ein meisterhafter Konstrukteur und Pionier aus dem hochtechnoiden Bereich der Robotik auch (oder gerade) zum Begründer des ersten Verpackungs-Museums der Welt. Beides hängt zusammen: Mit seinen Entwicklungen ist Schubert selbst Teil der Verpackungsgeschichte geworden, hat diese durch den Erfolg seiner Konstruktionen auch maßgeblich mitbestimmt. Folgerichtig befindet sich unter den Exponaten des Museums auch eine der ersten Maschinen aus seiner Entwicklung (automatische Faltschachtel-Aufrichte-und Klebe-Maschine, SKA, 1966). Im Museum hielt er im Rahmen des „Deutschen Verpackungs-Dialogs“ 2002 einen unvergessenen Vortrag, in dem er auf die Anfänge der Automatisierung zurück blickte, zugleich aber seine charismatischen Visionen der Robotik der Zukunft aufzeigte. Um ihn roch es immer nach Zukunft, wenn man das so sagen darf. Er verstand es, diese zu beschreiben und deren Gestaltung selbst zu prägen.

 

Mit der Gerhard Schubert GmbH hat er 1966 eines der innovativsten und erfolgreichsten Unternehmen im internationalen Verpackungsmaschinenbau ins Leben gerufen. Seine visionären Ideen einer modularen robotergestützten Top-Loading-Verpackungsmaschine beeinflussen die moderne Verpackungs­technologie weltweit bis heute. Den Grundstein dafür legte Gerhard Schubert 1953 mit einer Mechanikerlehre. Bei den Firmen Strunck und Kugler sammelte er anschließend einige Jahre Erfahrungen als Konstrukteur und machte sich 1964 mit einem eigenen Konstruktionsbüro selbstständig.

 

Nur zwei Jahre später erfolgte die Gründung der Gerhard Schubert GmbH in Crailsheim. Mit seinem Pioniergeist und seinem unter­nehmerischen Mut baute Gerhard Schubert den kleinen Betrieb über Jahrzehnte zu einer internationalen Firmengruppe aus und brachte das Familienunternehmen bis an die Weltspitze der Verpackungshersteller. Dabei blieb er immer bodenständig und der Region um seine Heimatstadt Crailsheim tief verbunden. 

 

Die Aufmerksamkeit des Erfinders galt insbesondere der Automatisierung von Verpackungsprozessen. Als einer der ersten Konstrukteure erkannte er das Potenzial von Robotern. Das Resultat dieser Überlegungen nannte er „Roby“. Dieser erste Verpackungsroboter wurde 1981 auf der Fachmesse „Interpack“ präsentiert. Er verfügte über ein frei programmierbares Einlege-Aggregat und platzierte stückige Produkte wie Pralinen von einem Zubringerband oder aus einem Magazin in eine Schachtel oder ein Kunststoff-Tray. Den großen Durchbruch mit den roboterbasierten Verpackungsmaschinen erzielte Schubert mit der Entwicklung des Pick-and-Place-Roboters „SNC-F2“. Er wurde 1987 auf der „Interpack“ dem staunenden Fachpublikum präsentiert.

 

Inzwischen ist neben seinen beiden Söhnen Ralf und Gerald Schubert bereits die Enkelgeneration im Unternehmen tätig.


Gerhard Schubert hinterlässt eine große Lücke. Doch auf seinem Lebensweg hat er Spuren hinterlassen, die weit über seinen Tod hinausreichen werden. Er selbst hat sich einmal sehr treffend charakterisiert: „Ja, ich bin ein Visionär. Ein Konstrukteur muss Visionen haben.“ Und diese Vision – nämlich „die besten Verpackungsmaschinen der Welt“ zu bauen – hat er sich selbst erfüllt.



Hans-Georg Böcher, Deutsches Verpackungs-Museum Heidelberg