© 2024 Florian Schmidgall, Deutsches Verpackungs-Museum

Lindt will mit günstigerer Schokolade den Absatz steigern


Als ausgesprochene Premiummarke steht der Hersteller „Lindt“ bislang an der Spitze der Preispyramide im LEH. Nun ist die Nobelmarke offenbar bereit, ihre steile Positionierung zu verwässern. Lindt bringt in Deutschland nämlich nun eine Tafelschokolade unterhalb der bisherigen Preispositionierung in die Regale. Damit reagiert der Konzern auf das veränderte Konsumverhalten – und Absatzrückgänge im hiesigen Markt. Ob das gutgeht?

 

Lange Zeit hat die Premium-Positionierung dem Unternehmen in Deutschland gute Wachstumsraten beschert. Im vergangenen Jahr jedoch griffen die Verbraucher auch in der ansonsten robusten Kategorie Süßwaren verstärkt zu Handelsmarken und preiswerteren Produkten. Mit Folgen für die Premium-Marke: Bei Pralinen musste „Lindt“ laut Marktforschungsdaten Absatzrückgänge von mehr als 8 Prozent hinnehmen, während das Volumen im Markt um gut 2 Prozent zurückging. Bei Tafelschokolade verlor Lindt 6 Prozent, die Gesamtbranche dagegen steigerte den Absatz um 5 Prozent.

 

Jetzt sollen unter der Submarke „Maître Chocolatier“ sechs „Lindt“-Tafeln mit Basis-Milchschokolade-Rezepturen auf den Markt kommen, die dem Konsumenten eine günstigere Preisalternative bieten.


Test beim Marktführer Edeka erfolgt

 

Die neue Range soll helfen, bereits in diesem Jahr wieder auf den Wachstumskurs zurückzukehren. „Lindt“ hat die Einstiegsprodukte zunächst exklusiv bei „Edeka“ getestet. Der Händler führte die 110-g-Tafel zuletzt zu einem Preis von 1,79 Euro. Bislang kostete die günstigste 100-g-Tafel „Lindt“ Vollmilch 1,99 Euro, die vergleichbaren Produkte der Wettbewerbsmarken „Milka“ und „Ritter Sport“ liegen aktuell bei einem Regalpreis von 1,35 Euro beziehungsweise 1,49 Euro. Angesichts des hohen Kakaopreises dürften Schokoladenprodukte insgesamt teurer werden.

 

Für den Rollout bei „REWE“ und „Kaufland“ hat „Lindt“ die „Maître-Chocolatier“-Varianten letztlich auf den üblichen Inhalt von 100g umgestellt. Anders als bei vielen seiner Artikel verzichtet der Konzern darauf, eine unverbindliche Preisempfehlung aufzudrucken. „Da wir preiswürdiger sein wollen, überlassen wir das Produkt auch dem Spiel des Marktes und der freien Kräfte“, so Dr. Adalbert Lechner, CEO Lindt & Sprüngli. Er zeigte sich zuversichtlich, dass das den gewünschten Schub bringt. Promotions hätten gezeigt, dass Lindt mit niedrigeren Preispunkten starke Volumenzuwächse erzielen könne.

 

2023 – Trotz Absatzdelle ein Umsatzplus

 

Trotz der Absatzdelle verzeichnete das Unternehmen 2023 hierzulande ein Umsatzplus. Der Erlös der Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli GmbH kletterte laut Geschäftsbericht um 7 Prozent auf 786 Mio. Euro. Deutschland bleibt damit die umsatzstärkste Ländergesellschaft der Gruppe. 


Michael Fass, Deutsches Verpackungs-Museum